Google+ ist das langweiligste soziale Netzwerk und ein Flop? Von wegen!

Immer wieder werden Stimmen laut, die sagen, Google+ sei ein Flop. Ich kann das absolut nicht nachvollziehen und zeige dir, warum Google+ auf dem richtigen Weg ist.

Nicht alles, was Google+ derzeit bietet, ist super. Das gebe ich auch als Fanboy gerne zu. So habe ich beispielsweise am im Mai eingeführten Dreispaltenlayout kein gutes Wort gelassen. Auch heute vermisse ich noch einige grundlegende Funktionalitäten.

Google+ Win

Alles andere als ein Flop: Google+

Vor mittlerweile zwei Monaten hat Martin Weigert in einem Artikel auf netzwertig.com behauptet, dass Google+ auch nach zwei Jahren noch ein Flop ist. Ich denke, dass hier teilweise nur eine Seite der Medaille betrachtet wurde. An dieser Stelle werde ich meine Sichtweise auf die kritisierten Punkte darlegen. Für ergänzende Punkte und andere Sichtweisen ist dann wie immer am Ende des Artikels in den Kommentaren Platz.

Google+ ist ein Nischenangebot

Google+ ist nach wie vor nichts anderes als ein Nischenangebot, das eine loyale Anhängerschaft besitzt, die sich aus einem vergleichsweise kleinen aktiven Nutzerkreis rekrutiert.

So schreibt es Martin Weigert in seinem Artikel. Als „Vergleichsweise klein“ wird hier ein Netzwerk bezeichnet, das im Mai 190 Millionen und im Oktober 300 Millionen aktive Streamnutzer hatte. Twitter ist sechs Jahre alt und hat 232 Millionen aktive Nutzer. Soundcloud ist fünf Jahre alt und hat 250 Millionen Nutzer. Sind das auch Flops?

Durch die immer weitere Verschmelzung unterschiedlicher Google-Dienste (zuletzt wurde das YouTube Kommentarsystem überarbeitet) ist die Tendenz hier stark steigend.

Allerdings räumt Martin Weigert selbst ein, dass Google+ noch immer sehr jung und das schnelle Wachstum beachtlich ist.

Google drängt seinen Nutzern das hauseigene soziale Netzwerk auf

Egal ob Gmail, YouTube, die Suche oder Android – überall integriert Google Features aus seinem Social Network und drängt dieses seiner Anwenderschaft regelrecht auf. Relativ frische Funktionen wie das Einbetten von Google+-Beiträgen in externe Websites oder ein Anmelde-Plugin für Websites und Apps sollen den erhofften Effekt der Omnipräsenz noch verstärken.

Google hat 1 Milliarde Nutzer, verteilt über unterschiedliche Angebote. Was ist da aus unternehmerischer Sicht naheliegender, als das eigene Portfolio zu nutzen, um ein neues Produkt interessanter zu gestalten? Ich kann sowohl Gmail als auch die Suche als auch Android als auch alle anderen Angebote nutzen, ohne bei Google+ aktiv zu sein. Nun kann man unterstellen, dass damit die Nutzerzahlen geschönt werden sollen. Allerdings nimmt das keinen Einfluss auf die aktiven User.

Einzig YouTube kann seit wenigen Tagen nicht mehr vollständig ohne Google+-Account genutzt werden. Hier ist zum Kommentieren eine Anmeldung bei Google+ nötig.

Das angesprochene Anmelde-Plugin für Websites und Apps gibt es so oder ähnlich auch bei Facebook und Twitter. Hier wäre es nicht korrekt, wenn es Google vorgeworfen wird, bei Facebook und Twitter aber als hilfreiches Feature gesehen wird. Auch wenn ich persönlich die Registrierung per Mailadresse vorziehe ist das ein zusätzlicher Service, der eine zeitgemäße Alternative darstellt und nichts mit aufdrängen zu tun hat.

Google verärgert Kunden anderer Google-Plattformen

[…]hat Google+ strategisch eine derartig hohe Priorität, dass er [Larry Page, Anm. der Red.] dafür selbst das Zerstören von Sympathien bei Multiplikatoren in Kauf nimmt, wie mit der im Zuge der Refokussierung auf wenige Projekte (= u.a. Google+) erfolgten Schließung des Google Readers[…]

Google hat schon immer Projekte aufgegeben und wird es sehr sicher auch in Zukunft tun. Das tun auch andere Firmen und Unternehmen, egal ob online oder offline: Produktpaletten ändern sich. Dass damit nicht alle zufrieden sind ist klar und möchte ich auch gar nicht bestreiten. Im Falle von Google+ wächst das Google-Universum enger zusammen. Drive-Dokumente werden in Hangouts gemeinsam bearbeitet, Hangouts ist fest in Android integriert, YouTube-Videos lassen sich direkt im Stream anschauen. All die bisher separierten Plattformen wachsen zusammen, werden überschaubarer und damit für den User einfacher zu bedienen.

Ich bin mir sicher, dass Google hier das große Ganze vor Augen hat und sehr genau abwägt, welche Schritte vorzunehmen sind. Dass Google mit Google+ bisher nur Verluste gemacht hat, ist sehr gut möglich. Allerdings dürfte es den wenigsten „Start-Ups“ gelungen sein, mit einem neuen Social Media Projekt nach nur drei Jahren schwarze Zahlen zu schreiben. Hier werden die nächsten Jahre zeigen, ob Googles Rechnung aufgeht.

Facebook, Twitter und Co. sind toller als Google+

Darüber lässt sich prima streiten. Jeder hat eben seine Präferenzen und das ist auch gut so. Nicht bestreitbar ist aber die Tatsache, dass Google+ seine Social Media Nische gefunden hat. Facebook ist das Freunde-Netzwerk, Twitter versorgt mich mit News, WhatsApp hat die SMS gefühlt ersetzt, Instagram ist die Foto-Community, über LinkedIn werden Geschäftskontakte gepflegt.

Google+ ist ein Interessennetzwerk und verknüpft viele positive Eigenschaften anderer Social Networks auf einer Plattform: Leuten folgen wie bei Twitter, diskutieren wie bei Facebook, Kontakte verwalten wie bei LinkedIn. Allein die Tatsache, dass es zu den bei Google+ gebotenen Funktionen keine Alternative gibt, gibt Google+ als soziale Plattform eine Daseinsberechtigung.

Google+ ist kein zweites Facebook. Wer seine Freunde sucht, nicht findet und sonst nicht aktiv ist, der wird immer tote Hose in seinem Stream haben und hat die Plattform nicht verstanden. Wer aber Google+ nutzt, um Personen aus seinem Interessen-Schwerpunkt in seine Kreise aufzunehmen, der wird sehr schnell ein sehr lebendiges Netzwerk vorfinden.

Fazit

Google+ ist hinter Facebook, YouTube und WhatsApp das viertgrößte Social Network weltweit. Das Netzwerk bedient eine Nische und erfüllt Bedürfnisse, die die Konkurrenz nicht erfüllen kann. Für mich ist Google+ ein Gewinner, auch wenn es noch nicht so groß ist wie Facebook (oder gerade deswegen?) und keinen Gewinn abwirft.

Allen, die sagen, dass auf Google+ nichts los ist, empfehle ich, die Plattform nicht als zweites Facebook zu sehen, sondern als Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Es gibt viel zu entdecken und ein vorschnelles negatives Urteil, ohne eigene Erfahrungen gesammelt zu haben, wäre doch schade.

Was ist deine Meinung zu Googles sozialem Netzwerk? Top oder Flop? Lass mir doch einen Kommentar da, ich freue mich über jeden einzelnen.

Veröffentlicht von

Hi, mein Name ist Dominik und ich schreibe hier über meine Erfahrungen und Beobachtungen aus den Bereichen SEO, WordPress und Social Media. Wenn du dich mit mir verbinden möchtest, findest du mich auf Twitter, LinkedIn und Mastodon.

4 Kommentare » Schreibe einen Kommentar

  1. Hi Dominik,
    ich sehe es auch so wie du, indem ich sage, dass Google+ ein Top ist, das Netzwerk, welches ich gerne nutze. Ich nutze sowohl die eigene als auch andere G+ Communitys und konnte auch viele Blogger-Freunde dort treffen. Google+ gefällt mir inzwischen mehr als Facebook und das sind auch verschiedene Bereiche, die mit jedem einzelnen Netzwerk abgedeckt werden. Wie du schon sagtest, es ist ein Interessennetzwerk, welches aber früher oder später noch weiter anwachsen wird.

    Ich sehe auch keinen Grund, G+ nicht zu nutzen, schliesslich bin ich ein bloggender Webmaster und finde auch einen grossen Gefallen an G+. Alles in allem lassen wir mal G+ G+ sein und mit Facebook und Co., dem Twitter kann man Google+ keineswegs vergleichen. Ok, überall werden Inhalte publiziert, aber an sich findet man auf G+ mehr SEOler und webmasternde Blogger und kann so sei eigenes Netzwerk interessen-basierend aufbauen.

  2. Ich glaube auch, dass diese Diskussion so sinnlos ist wie die ueblichen Android gegen Apple Diskussionen. Wirklich viel los ist auf Google+ derzeit tatsächlich nicht. Aber es wächst und entwickelt sich weiter. Richtig spannend ist aber, dass Google meiner Meinung nach gar nicht an einer Facebook-Konkurrenz arbeitet sondern an einer Art Social Media der nächsten Generation. Von YouTube über Blogger bis hin zur Suche und den News fließt da nach und nach alles zusammen und wird so zu etwas Neuem.

  3. @Netz TV
    Wie definierst du „nicht viel los“? Mein Stream ist deutlich lebhafter und vor allem interessanter als beispielsweise bei Facebook – obwohl ich weniger Leuten followe als ich auf Facebook als Kontakte habe. Wie schon geschrieben: es kommt darauf an, was für Interessen man hat und, noch viel wichtiger, ob man Google+ entsprechend nutzt.

  4. Nichts für ungut, aber ich stoße immer wieder auf Artikel, die einem erklären wollen, daß Google+ völlig unterschätzt sei, in Wahrheit ganz toll und man es nur richtig verwenden müsse. Ich frage dann nur für was?
    Wenn ich Leute mit gleichen Interessen suche, dann wohl eher bei Facebook. Da findet man nämlich potenziell deutlich mehr.
    Ich bin jetzt seit Jahren bei Youtube, habe dort einen gewissen Erfolg in meinem Interessenbereich und vierstellige Abonnentenzahlen, aber die Google+-Integration hat mir überhaupt keine Vorteile gebracht. Anderen auch nicht. Alle, die auf Google+ in meinen „Kreisen“ sind, sind meine Zuschauer, die man dort wie mich reingezwungen hat. Interaktion findet weiterhin auf anderen Wegen statt. Niemand, den ich kenne, nutzt diese unkomfortablen Funktionen von Google+. Aktuell hat man nun auch das alte Nachrichtensystem auf Youtube abgeschafft und will das künftig über Google+ laufen lassen.

    Mal ganz ehrlich, Google+ ist ein Netzwerk, welches kaum einer freiwillig und in dem Sinne nutzt, wie es vorgesehen ist. Kommentare unter Videos schreiben kann man wohl kaum als wirkliche Nutzung ansehen, auch wenn es für die Google-Statistik dazu zählt.
    Und auch unabhängig vom Ärger wegen der Zwangsintegration sehe ich keinen großen Mehrwert von Google+. Die Benutzeroberfläche ist weiterhin ein Krampf, daß einem der Spaß schon nach fünf Minuten vergeht. Würde ich mich heute für ein soziales Netzwerk registrieren wollen, wäre Google+ mit Sicherheit nicht erste Wahl, ja, nicht mal zweite. U.A. weil die Blockierfunktion zahnlos ist, blockiere ich jemanden bei Facebook, kann der meine Seite nicht mehr sehen oder mit mir interagieren, so sollte es auch sein. Blockiere ich jemanden bei Google+, kann er weiterhin meine Videos kommentieren und mir Nachrichten schicken, ich werde nur nicht darüber benachrichtigt. Das öffnet Stalkern und anderen Leuten, die einem Schlechtes wollen, Tür und Tor.

    Mag sein, daß einzelne Leute Google+ toll finden und nutzen, ist ja in Ordnung, aber die Mehrheit tut es nun mal nicht, sicher nicht grundlos. Und wenn es ursprünglich als „Facebook-Killer“ gelauncht wurde, damit aber gnadenlos scheiterte, kann man es auch generell als gescheitert ansehen. Man täte gut daran, es einzustampfen oder zumindest die Verknüpfung mit anderen Diensten wieder aufzuheben. Denn nur weil ich das eine nutze, heißt das nicht, daß ich auch das andere nutzen will. In erster Linie will ich meine Videos hochladen, sonst nichts.
    Der Grund, warum man Youtube-Nutzer mit aller Macht reinquetschen will, ist durch die Statistik im Link doch schon beantwortet, nämlich die hohe Nutzerzahl. Nur ist Youtube nicht im eigentlichen Sinne ein soziales Netzwerk, sondern weiterhin ein Videoportal, und nicht jeder, der dort Videos hochlädt und möglicherweise auch dort Kontakte geknüpft hat, will mit den Leuten dort „Hangouts“ abhalten oder Fotos betrachten. Und wenn doch, wird er dazu wohl höchstwahrscheinlich schon andere Produkte nutzen. Ich nutze übrigens auch Android, allerdings ohne Google+ und Hangouts, das fliegt bei mir standardmäßig sofort runter, da ich Android ungerooted ohnehin nur sehr eingeschränkt nutzbar finde.
    Mit Google+ hat man einfach ein Produkt geschaffen, welches keiner braucht, welches keinen echten Nutzen hat, aber was man nicht aufgeben will, da man schon zu viel Geld reingesteckt hat.

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